Archiv der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
Max Cramer

Das Gebäude-Ensemble durch die Zeit

Geschichte des Gebäude-Ensembles

Als monumentaler Sakralbau entstand unter dem Architekten Franz Heinrich Schwechten zwischen 1891 und 1906 die zentral gelegene Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche vermutlich auf Initiative kaisertreuer Vertreter wie Richard von Hardt (2. Vorsitzender des Kirchenbauvereins) und Ernst Freiherr von Mirbach (Oberhofmeister der Kaiserin Viktoria Auguste). Bereits vor der Entstehung deutet die Namensgebung auf seine Funktion als Denkmal für Kaiser Wilhelm I hin. 
Was nach dem 2. Weltkrieg und bis heute blieb, ist – wenn auch leicht abgewandelt – der Name und einer der kriegsgeschädigten Türme der Kirche. Die Überreste des neoromanischen Kirchenarchitekturkörpers ragen inmitten des modernen Kirchen-Ensembles von Egon Eiermanns hervor, jenem Architekten, der Ende der 1950er Jahre entschloss, hier nicht einen Kirchenbau, sondern ein Ensemble hinzusetzen, das frei von Prunk und übermäßigen Dekor, Bescheidenheit und Funktionalität betont. Von einem Glauben ohne Ablenkungen sprechen auch die klaren geometrischen Formen der Gebäude. Gleichförmig raue wabenarte Betonfassaden und mächtige Stahlbaugerüste gehören zu den primären baulichen Merkmalen – derzeit für Viele ein befremdliches Novum für den Kirchenbau. Umso mehr überrascht das farbintensive Lichterlebnis durch die Kirchen- und der Glockenturmfenster, das lediglich bei Dunkelheit und im Inneren sichtbar wird. Die Gestaltung der Fensterfassade geht auf den französischen Glaskünstler Gabriel Loire und sein Atelier in Chartes zurück, der diese mit unzählbar vielen, vor allem blauen und wenigen roten, gelben und grünen handgeschlagenen Glasstücken ausstattete.
Dass die alte Turmruine bis heute das Bau-Ensemble prägt, geht mehr auf eine Initiative der derzeitigen Bevölkerung zurück, mit der sich der Architekt Egon Eiermann abfinden musste. 
 
Mit der Entstehung der neuen Gebäude um die alte Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, erhielt der Gedächtnis-Begriff eine weitere Zuschreibung vor dem Hintergrund eines nachkriegszerstörten Berlins. Die gemeinsame Geschichte eines Landes, einer Stadt und ihrer Gesellschaft finden sich symbolhaft in der gebauten Gegenüberstellung von Zerstörung und Wiederaufbau. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche distanziert sich in auch in der Schreibweise seit der Nachkriegszeit mit der getrennten Schreibweise „Gedächtnis“ und „Kirche“ von ihren Ursprüngen.
In Anbetracht seiner gebauten und gelebten Geschichte versteht das Gotteshaus Frieden als eine permanente gesellschaftliche Aufgabe. Erinnerungsarbeit gehört wesentlich zum Selbstverständnis der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und so erfährt der geschichtsträchtige Ort auch außerhalb der Gottesdienste und Andachten täglich großen Zulauf. In der offenen Kirche und Gedenkhalle und auf dem Podiumsplatz sammeln sich Gemeindemitglieder, (Berlin-)Besuchende und Flanierende gleichermaßen. In der sogenannten Gedenkhalle des alten Kirchturms, in der übrig gebliebenen Marmorreliefs und Mosaiken zur Ehren des Lebens des einstigen Kaisers Wilhelm I. noch die Wände zieren, wurde dem mit einer ersten permanenten Ausstellung zur Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche Rechnung getragen. 

Das Gebäude-Ensemble im Wandel

Seit Errichtung der Gebäude arbeitet die erbbauberechtigte Stiftung-Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche auch daran, diese in Stand zu halten, zu renovieren und sie vor dem Verfall zu schützen. Wesentlich werden diese Arbeiten – übrigens schon zu Kaiserzeiten – von Spenden von Bürgerinnen und Bürgern finanziert. 2015 wurde auf Initiative der Stiftung und des Deutschen Kulturrats 2015 die Grundsanierung des historischen Gebäudekomplexes in die Wege geleitet, 2017 der Platz des Gebäude-Ensembles, das sogenannte Podium sowie 2017 – 2019 die Kapelle saniert. Ab 2026 folgen die anderen, größeren Eiermann-Bauten, der Glockenturm, die Kirche und schließlich das Foyer. Neben der Restaurierung und Renovierung der Betonwaben und Glaselemente steht auch die Modernisierung der Gebäudetechnik an. Mit der Erweiterung und Neukonzeption der Ausstellung im Alten Turm wird es Besucherinnen und Besucher zukünftig möglich sein, die Turmruine von Innen auf mehreren Ebenen zu erleben und die Geschichte des Ortes, der vor inzwischen 130 Jahren seinen Anfang, zu erleben. 

Wir danken all den engagierten Bürgerinnen, Bürgern und Unternehmen, die mit Spenden wesentlich zum Erhalt und zur Weiterentwicklung des Gebäude-Ensembles beitragen.

Gefördert mit Mitteln von:

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