Bachkantatengottesdienst "Tilge, Höchster, meine Sünden" (BWV 1083)
Samstag, 15.03.2025 18:00
Uhr
Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
Der Eintritt ist frei. Am Ausgang wird um eine Kollekte für die Fortsetzung der Reihe der Bachkantatengottesdienste gebeten.

Barbara Berg, Sopran
Susanne Langner, Alt
Bach-Chor, Bach-Collegium
Achim Zimmermann, Leitung
Dr. Gunter Kennel, Orgel
Pfarrer Peter Paul Wentz, Liturgie und Ansprache
Als Giovanni Battista Pergolesi 1736 im Alter von nur 26 Jahren an Tuberkulose starb, war er in ganz Europa bekannt, vor allem durch zwei Kompositionen: die Kammeroper La Serva Padrona und das Stabat Mater. Dieses mittelalterliche meditative Gedicht, eine Sequenz von 20 dreizeiligen Strophen, ist von ungefähr 250 Komponisten in Musik gesetzt worden; Pergolesis Vertonung ist wohl die berühmteste. Mit seiner Parodie dieser katholischen Hymne, Tilge, Höchster, meine Sünden, hat der 60jährige Bach nicht nur sprachliche und konfessionelle Grenzen übersprungen, sondern sich auch eines neuen musikalischen Stils bedient: des galanten oder empfindsamen Stils der heraufkommenden Frühklassik.
Für die Bearbeitung lieferte der unbekannte Textdichter eine gereimte Nachdichtung der Verse 3-21 des Bußpsalms Gott, sei mir Sünder gnädig (Psalm 51), die nicht nur in der Länge, sondern auch qua Metrum und Reimschema (aab) und nicht zuletzt in den affektiven Stimmungen mit den Versen des Stabat Mater übereinstimmt. Was die Noten betrifft, so schrieb Bach Verzierungen und Melismen für die beiden Singstimmen (Sopran und Alt), um den deutschen Text ausdrucksvoller zu gestalten. Auch ist seine Orchestrierung reicher als das Original. So ergänzte er an einigen Stellen die im wesentlichen dreistimmige Partitur Pergolesis durch eine kontrapunktisch gesetzte Bratschenstimme.
Bachs Interesse an diesem Stück zeigt einmal mehr, dass er von exemplarischen Werken aller erdenklichen Gattungen, Stilrichtungen und Techniken fasziniert war und sie sich zeitlebens produktiv aneignete. Er nannte seine Komposition „Motetto“ und führte sie als Leipziger Hauptmusik vermutlich 1746 oder 1747 auf.